Die Erde ist flach: Oder: Die "inverse terrestrische Refraktion"

Wenn jemand aussagt und die Aussage, wie ich, auch noch mit entsprechenden Fotos belegt, er habe bestimmte Objekte über eine so große Entfernung beobachtet, dass sie laut HUM (heliozentrisches Unfug-Modell) aufgrund der angeblichen Krümmung der angeblichen Kugelerde an und für sich überhaupt nicht mehr oder zumindest nicht mehr vollständig zu sehen sein dürften (weil aufgrund der angeblichen Krümmung mindestens der untere Teil optisch "abgeschnitten" sein müsste) kommt von HUM-Gläubigen fast reflexartig immer das "Argument" der terrestrischen Refraktion, die Objekte angeblich quasi "naturgesetzartig" mit zunehmender Entfernung optisch zu groß erscheinen lässt, weshalb sie dann jenseits eines durch angebliche Erdkrümmung entstandenen Horizonts "doch" sichtbar sind, "obwohl" sie eigentlich - vollständig - hinter, bzw. "unter" dem Horizont verschwunden sein müssten.
Die "terrestrische Refraktion" findet sogar Eingang in eine Formel (dort unter "Geodätische Sichtweite"), mit der sich berechnen lässt, wie weit man über die angebliche Kugelerde angeblich nur sehen kann. Da sie nun Eingang in diese Formel gefunden hat, wird wohl vorausgesetzt, dass weit entfernte Objekte IMMER optisch zu groß erscheinen...

Wenn doch nur mal IRGEND etwas von dem stimmen würde, was das HUM da so an Unfug ausspuckt.

Ich glaube inzwischen, dass die optisch vergrößernde "terrestrische Refraktion" innerhalb des HUM im wesentlichen dazu dient, die lächerlich kurze Distanz (gerade einmal 5,05 km), über die man beispielsweise laut HUM von einem Strand aus etwas sehen kann, OHNE dass es "abgeschnitten" wird, so weit "wegzudiskutieren", dass die alltägliche Erfahrung von uns Menschen, WESENTLICH weiter sehen zu können, plausibel "erklärbar" wird. Selbstverständlich muss man die optisch vergrößernde "terrestrische Refraktion" einem anerkannten Genie wie Gauß andichten, damit die ganze Geschichte glaubwürdiger wird.
Falls Gauß eine optische Vergrößerung der von ihm vermessenen Objekte tatsächlich beobachtet hat, muss das Wetter damals wesentlich besser als unser heutiges gewesen sein, wie ich gleich anhand dreier Bilder der Schlosskirche Friedrichshafen zeigen werde, von denen ich zwei bereits hier veröffentlicht habe.

Jedenfalls zeigen die nachfolgenden drei Bilder, dass Wettereinflüsse (die die "terrestrische Refraktion" selbstverständlich immer beeinflussen) wohl, im Gegensatz zur behaupteten, quasi "naturgesetzlich permanent" vorhandenen optisch vergrößernden "terrestrischen Refraktion", weit entfernte Objekte häufig wesentlich KLEINER statt angeblich größer erscheinen lassen.

Alle drei Bilder wurden vom selben Standort - am Ufer des Stadtgartens Hafen Konstanz - und selbstverständlich mit der exakt selben Kamerausrüsung aufgenommen.

Kamera: Olympus PEN E-PL5
Belichtungsmessungs-Modus: SPOT-Messung
Objektiv: Minolta "RF Rokkor" 500 mm (Spiegel-Teleobjektiv)
Telekonverter: Tamron MC 2 x Konverter für M/MD
Blende: 8 (Spiegel-Teleobjektive haben bauartbedingt keine Lamellenblende. Daher ist der "Blendenwert" immer fix).
Da die PEN aufgrund ihres "four thirds" Chips einen so genannten "crop factor" (Verlängerungs- oder Verkürzungsfaktor, je nach Sichtweise) von 2,0 besitzt, entspricht die Gesamtbrennweite des verwendeten Objektivsystems einem Teleobjektiv mit 2.000 mm Brennweite bei einer Kleinbildkamera.

Beginnen wir mit dem neuesten Bild, das, in optisch schlechtester Qualität, die Schlosskirche Friedrichshafen gleichzeitig am KLEINSTEN und gedrungendsten zeigt. Die schlechte Qualität war auf ein sehr starkes optisches "Flimmern" zurückzuführen, obwohl der 5.5.2016 ein sehr schöner sonniger Tag war und die Sichtweite am Bodensee "an und für sich" laut Wetterdienst mehr als 70 km betrug.

Wie immer lassen sich die Bilder durch Anklicken vergrößern.

schlosskirche05052016
Schlosskirche Friedrichshafen, 05.05.2016

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Schlosskirche Friedrichshafen 19.07.2015

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Schlosskirche Friedrichshafen, 18.08.2015

Auch die Aufnahme vom 19.07.2015 zeigt die Schlosskirche gedrungener als jene vom 18.08.2015. Wenn wir uns die bei Google veröffentlichte Aufnahme der Schlosskirche aus nächster Nähe ansehen, zeigt sie, ebenso wie die Aufnahme vom 18.08.2015, eine Kirche mit hohen schlanken Türmen. Weiterhin sind auf der Aufnahme vom 18.08.2015 auch bei weitem die meisten Details, etwa, jedenfalls schemenhaft, die Nadelbäume vor der Kirche, zu sehen.
Insofern gehe ich davon aus, dass diese Aufnahme die Kirche in ihrer realistischsten Größe zeigt. Am 18.08.2015 war das Wetter stark bewölkt bis regnerisch. An den übrigen beiden Aufnahmetagen (19.07.2015 und 05.05.2016) dagegen sonnig.

schlosskirche FH luftbildklein
Luftbild Schlosskirche Friedrichshafen. Der link im Text führt zur Quelle des Bildes

In der nachfolgenden Foto-Montage habe ich Ausschnitte mit der Schlosskirche aus allen drei Aufnahmen vom 19.07.2015 bis 05.05.2016 nebeneinander montiert, um zu zeigen, wie massiv der durch WETTEREINFLÜSSE bedingte optische VERKLEINERUNGSEFFEKT am 19.07.2015 und 05.05.2016 war: Die Aufnahme vom 05.05.2016 zeigt eine fast nur noch halb so hohe, dafür wesentlich gedrungenere Kirche als jene vom 18.08.2015.
Wenn also wieder einmal jemand von "terrestrischer Refraktion" fabuliert, sollten wir mindestens im Hinterkopf behalten, dass WETTEREINFLÜSSE einen wesentlichen optischen Effekt haben können, der anscheinend zur - teils massiven - optischen VERKLEINERUNG führt.
FALLS es eine "terrestrische Refraktion" gibt, die entfernte Objekte "zu groß" erscheinen lässt - bei Föhnwetterlagen könnte ich mir so etwas vorstellen, da wir dann ja oft den Eindruck haben, dass Gebirgszüge o. ä. "zum Greifen nahe" sind -, ist sie wohl eher die absolute Ausnahme als die Regel. Weshalb sie dann aber in die oben erwähnte HUM-Formel Eingang gefunden hat, dürfte, wie so vieles im Zusammenhang mit dem HUM, das Geheimnis derjenigen bleiben, die sie in die Formel eingeflochten haben.

Eins lässt sich jedenfalls mit Sicherheit sagen: Beugungs- oder Brechungseffekte durch die Erd-Atmosphäre (daher "terrestrische" Refraktion) schwanken mindestens von Tag zu Tag, oft, womöglich immer, auch schon innerhalb eines Tages, wie dieser Artikel eines Gastautors eindrucksvoll belegt.

Die quasi naturgesetzartig ins Feld geführte optische Vergrößerung durch "terrestrische Refraktion" scheint mir damit mindestens ein ebensolcher UNFUG zu sein wie das gesamte damit zusammenhängende HUM...
Darüber hinaus hilft die "terrestrische Refraktion" ohnehin nicht, Beobachtungen wegzudiskutieren, bei denen Objekte über eine viel weitere Entfernung in Gänze gesehen werden können, als das HUM dies vermuten ließe, da UNTEN abgeschnitten eben unten abgeschnitten wäre, egal wie sehr "zu hoch" das Objekt angeblich optisch erscheint. Wie deutlich zu sehen, ist bei der über eine Entfernung von 21 km fotografierten Schlosskirche unten gar nichts "abgeschnitten". Auch nicht auf den Aufnahmen, auf denen die "inverse terrestrische Refraktion" die Schlosskirche wesentlich zu KLEIN erscheinen lässt...

optische effekte